Donnerstag, 30. Juli 2009

ein Brief, den ich nicht abschickte......(noch nicht)

auch wenn man nicht an das Schicksal glaubt,
sollte man nie so vermessen sein und denken, man hätte alles unter Kontrolle.
Gestern war so ein Tag . Morgens, als ich aufstand, strahlte mir die Sonne ins Gesicht und es versprach ein guter Tag zu werden. Alles schien gut zu werden - ich war halt nur müde ( wie immer ).
Nach der alltäglichen Infusion ging ich – wie jeden Morgen – in den naheliegenden Supermarkt meines Vertrauens um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Dort traf ich Menschen, denen ich lieber aus dem Weg gegangen wäre, beantwortete brav alle Fragen zu meinem Gesundheitszustand mit : ach, geht schon – alles wird gut und stellte blöderweise die obligatorischen Gegenfragen, um mir dann völlig banale Dinge anzuhören : Angst vor der Schweinegrippe, verlorene Scheckkarten, Kinderkacke, zerrüttete Ehen, und weißt Du schon das sich Blablablabla getrennt haben. Ich hätte an Ort und Stelle auf den Boden kotzen können .
Immer noch müde ( vielleicht sogar viel viel müder von dem Gelaber) fuhr ich dann nach Hause um dort die Post vorzufinden.
Ansich ja auch ein völlig alltägliches Ereignis – ..... 1 Karte von Freunden die Urlaub in Dänemark machen, 2 Werbebriefe unbekannten Inhalts, 3 Arztrechnungen, und ein Brief von meiner Krankenkasse.
Die Kasse teilt mir – mal wieder – mit, dass von eingereichten Rechnungen von ca. 4.000.-- € immerhin 159,65 € auf mein Konto erstattet werden. Als ob ich mehr erwartet hätte !
Nun ist meine Müdigkeit aufeinmal wie weggeblasen und ich habe das erste Mal seit der OP das Gefühl, einen halbwegs klaren Kopf zu haben. Irgendwie scheine ich erst jetzt das Ausmaß der ganzen Geschichte zu realisieren.
ICH WERDE VERARSCHT ! …..
und das fühlt sich gar nicht gut an und ich beschloß, unter völligem Kontrollverlust leidend, einen Brief zurückzuschreiben …..bis jetzt habe ich ihn allerdings noch nicht abgeschickt…..aber immerhin ging es mir nach dem Schreiben etwas besser :

Liebe Krankenkasse,
danke für den Brief, den ich heute erhielt. Endlich passiert einmal etwas in meinem im Moment doch recht trostlosen Leben. Ich verstehe natürlich Ihre Beweggründe. Ich weiß, alle müssen sparen und gut haushalten um zu überleben. Und ich verstehe auch, dass Sie mit meinen monatlichen Beiträgen nicht überleben können. Nochdazu habe ich auch vollstes Verständnis, das es am einfachsten ist, bei den ganz Schwachen anzufangen zu streichen – bei den chronisch Kranken. Die kosten ja nur und halten eventuell ja auch still, wenn sie so höfliche Briefe bekommen. Aber entweder bin ich noch nicht krank genug – oder ich bin noch nicht so schwach, dass ich mich nicht mehr wehren kann.
Was denken Sie sich eigentlich dabei, mir solche Briefe zu schreiben ?
Seit 23 Jahren bin ich bei Ihnen versichert und habe bis auf ein paar Kleinigkeiten, Ihre werten Dienste nie in Anspruch genommen. Ich habe kommentarlos jede Beitragserhöhung akzeptiert, habe meine Beiträge immer pünktlich gezahlt, habe niemals einen Ihrer Vertreter gebraucht und niemals angerufen um die Zeit Ihrer Mitarbeiter zu stehlen. Alles in allem war ich wohl eine nahezu perfekte Kundin. Und nun wage ich es krank zu werden – ungezogen – dass sehe ich ja ein aber nun lässt es sich ja nichtmehr ändern.
Was glauben Sie denn, was ich für ein Spielchen mit Ihnen treibe ?
Natürlich gehe ich jeden Tag gerne zum Arzt um mir diverse Medikamente in die Venen pumpen zu lassen. Ich finde es auch spaßig, relativ regelmäßig mit allergischen Reaktionen völlig atemlos und kurz vor dem Ersticken in ein Krankenhaus gefahren zu werden, dort um Medikamente, Infusionen und Sauerstoff zu betteln um noch nicht dahin zu gehen wo Sie mich bestimmt jetzt gerne hätten. Mein neustes Hobby sind Kiefer OP´s in Schlafnarkose. Das ist echt ein feiner Zeitvertreib, zumal es mir mindestens 14 Tage danach noch so schlecht geht – das ich am liebsten aufgeben würde. Die Antibiotika Infusionen die zu den OP´s dazugehören sind besonders abenteuerlich, weil sie den Magen schön reizen und somit immer dafür sorgen, dass man rund um die Uhr merkt, das der Magen noch da ist. Auch permanenter begleitender Durchfall ist durchaus witzig. Es ist natürlich auch nicht weiter schlimm, dass ich mich seit fast 2 Jahren ausschließlich von Salatgurken, Kartoffeln und Lammfleisch ernähre. Da ich ja durch das viele Kortison nicht abnehme habe ich immer noch Idealgewicht und einen von allen Krankenkassen erwünschten BMI. Das ich seit fast 2 Jahren niemals mehr als 3 Stunden am Stück geschlafen habe, ist ja sicherlich auch nicht krank sondern wohl eher ein Zeichen dafür dass ich nicht ausgelastet bin. Ja ne – ist klar. Und die permanenten Kopf und Gelenkschmerzen, die mir jegliche Lebensfreude rauben – kann man sicherlich mit einer klitzekleinen Schmerztablette schnell beheben. Schade ist nur, dass ich diese kleinen Dinger immer wieder auskotze.
Ihren Ratschlag, mich in kompetente Hände zu begeben werde ich überdenken. Bin allerdings noch am rätseln, wie ich meinen jetzigen Ärzten beibringe, dass diese anscheinend völlig inkompetent und habgierig sind. Wahrscheinlich haben die ihre Zulassung auf dem Jahrmarkt geschossen oder irgendwo in Osteuropa unter abenteurlichen Bedingungen ergaunert. Schade, denn irgendwie habe ich mich gut behandelt, gut betreut und verstanden gefühlt.
Aber Menschlichkeit ist ja heutzutage wohl nicht mehr gefragt. Also denke ich über Ihren Ratschlag nach, wobei ich irgendwie keinen Sinn darin sehe, mich wochenlang stationär in ein Krankenhaus zu begeben. Das kostet doch soviel, und dann werden Sie wieder ungehalten und traurig. Und dann werden all die schicken Untersuchungen noch einmal gemacht – und wieder in Rechnung gestellt. Was für ein kompletter Schwachsinn.
Immer wieder denke ich, es wäre wohl für Sie – als meine Krankenkasse – am besten, ich würde schnell und möglichst kostenlos versterben. Das wäre doch ein feiner Plan. Vielleicht haben Sie ja ein Merkblatt , für solche Vorhaben…..das können Sie mir gerne mit der nächsten Post zukommen lassen. Ich werde es studieren und mich gegebenenfalls danach richten.
Irgendwie haben Sie ja Recht, mein Leben ist ja gar nicht so schlimm. Ich sitze hier ohne Einkommen, habe ca. 26.000 € Aussenstände bei div. Ärzten, normale laufende Kosten und kaum Aussicht jemals wieder auf die Beine zu kommen – weil – ich darf ja nicht mehr zu meinen Ärzten. Und wer weiß, wenn ich einen „neuen“ „kompetenten“ Arzt aufsuche – ob Sie dann hinterher die Rechnung begleichen ? Oder sollte ich mich vielleicht gleich zu Ihrem „Vertrauensarzt“ in Behandlung begeben, Den habe ich ja noch in so guter Erinnerung. Ich warte ab, was Sie mir weiterhin empfehlen. Das hält wenigstens die Spannung aufrecht.
Ich werde morgen ( heute habe ich leider keine Kraft mehr dafür) mal in mich reinhören, ob ich mir das alles eventuell nur einbilde – und eventuell gar nicht krank bin. Ich halte Sie gerne auf dem Laufenden.
Vielen Dank für Ihre Gedankenanstöße, Ihre ehrlichen klaren Anweisungen, ihre durchweg positiven Worte und das Mutnehmen………
Ihre Sabine Bl.
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......habt Ihr auch soviele Mariechenkäfer ?????
ich bin traurig

Freitag, 24. Juli 2009

gut, dass ich geschlafen habe...




hier seht Ihr viele schöne Gruselbilder von meiner letzte OP. Lauter nette Menschen um mich rum und ich schlafe die meiste Zeit.....ungezogen, dabei haben sich doch alle so viel Mühe gegeben.


....trotzdem bin ich irgendwie sehr froh, dass ich davon so wenig wie möglich mitbekommen habe, der ganze "Spaß" hat immerhin 5 Stunden gedauert........


Mittlerweile sehe ich wieder annähernd so wie vorher aus, und eine SMS : Kann man mit Dir wieder auf die Straße gehen........konnte ich mit "JA" beantworten.


Heute Mittag hat der Zahnarzt die Reste aus meinem Kiefer entfernt, sodaß ich wohl ab morgen wieder Kleinigkeiten essen kann.


Ich bin echt glückich, das ich diese Tortour nun ersteinmal hinter mir habe und nun mindestens 5 Monate Ruhe habe, bevor es weitergeht....... die Zeit brauche ich wohl auch, um mich zu erholen.....

Sonntag, 19. Juli 2009

Der Potwal nimmt wieder Fahrt auf und Form an.....

So langsam kehren die Lebensgeister in meinen Kopf und meinen Körper zurück.
Mit Entsetzen habe ich festgestellt, das man ganz locker in knapp 6 Tagen 8 Kilo Gewicht zulegen kann – ohne irgendetwas zu essen. Alleine Flaschenweise Infusionslösung mit diversen Medikamenten lassen einen schnell zu pottwalähnlichen Ausmaßen anschwellen. Wo bleibt das bloß alles ? Krank ist ja schon doof, aber krank, hungrig und fett geht gar nicht. Mittlerweile ist die Schwellung in meinem Gesicht einem fetten Bluterguss unter dem Auge gewichen und Andi hat nun Angst man würde ihm Misshandlung von „Abhängigen“ unterstellen.

Nachdem ich nun auch am Wochenende meine Infusionen brav in mich reinpumpen lassen habe – weil mein Hausarzt so lieb war, seine Praxis zu einem Wochenendnotlager zu öffnen, bin ich hoffentlich nun mit dem Antibiotikum durch. Der Schüttelfrost ist fast weg und das Fieber hat sich auch in erhöhte Temperatur verändert. Also – ich bin übern Berg und kann bald wieder angreifen. Wären da nicht die blöden Kopfschmerzen und die Schlaflosigkeit. Aber auch das wird sich wohl in den nächsten Tagen geben. Am Freitag wird hoffentlich das im Mund verbliebene „Material“ entfernt, so dass ich dann auch mal wieder richtig sprechen und ne Kleinigkeit essen kann. Ich bekomme dann auch am Freitag nette OP Fotos vom Zahni – dann kann ich wenigstens nachvollziehen warum ich so aussehe, wie ich aussehe. Schönheitschirurgie ist wohl was anderes.
Alles wird gut. Danke an alle, die mit mir mitgelitten haben, de sich nach meinem Befinden erkundigt haben, mir SMS, E-Mails etc geschickt haben. Ich hab mich riesig drüber gefreut.
Irgendwie weiß ich noch nicht wirklich, wie es weitergehen soll, mit mir, meiner Krankenkasse und meiner Wut – aber ich hoffe es wird sich eine Lösung finden, mit der ich leben kann.

Erste Schritte sind getan. Ich habe das Palladuim wieder exhumiert um es analysieren zu lassen, ein Anwalt wurde belästigt, und irgendwie drehen alle ein bischen am Rad. Was mich echt nervt, sind die Oldies, die mir mit Sprüchen wie : das kann doch nicht sein, wie soll denn das jetzt weitergehen, da hast Du bestimmt was falsch gemacht, sollen wir uns da mal drüm kümmern ( Ohwei - bitte alles bloß das nicht- einfach mal ein bischen trösten wär ja schon völlig ausreichend ) - total nerven und mich wirklich nicht einen cm nach vorne bringen. Aber das werden sie da, in ihrer Welt - in diesem Leben nicht mehr raffen. So ist es für mich eine zusätzliche Gratwanderung nicht auszuflippen - sondern behutsam zu erklären, was ich selber nicht verstehe. Schlimme Welt

........ein paar Ansichten......... damit ihr "mitleiden könnt"



Donnerstag, 16. Juli 2009

irgendwie scheint man sich an sowas tatsächlich gewöhnen zu können.........

Es mutet ja schon äußerst seltsam an im Zusammenhang mit Kiefer OP´s von Routine zu sprechen – ist aber so.
Man trifft auf bekannte Gesichter, die durch einen netten Nebelschleier alle sehr fröhlich wirken, legt sich irgendwo ab und macht den Mund auf. Merkwürdigerweise neigen Menschen dieser Berufsgattung zuweilen dazu, einem Fragen zu stellen, wenn gerade die Aufnahmekapazität eines eh schon lädierten Kiefers mit Händen, Klammern, Tüchern und Keilen bis an den Rand vollgestopft und somit erreicht ist. Leider konnte ich mich auch ohne gefüllten Mund nur mäßig bis gar nicht artikulieren – das mag an den Medikamenten und der Betäubung gelegen haben – aber, ich war ja auch nicht zum plaudern da.

Schwerelosigkeit, nach der die Wärme, die dann dank der Medikamente durch meinen Körper fließt und ich weiß jetzt schon das ich mich wehren werde wenn ich wieder aufwachen soll. Losgelöst von jedem Zeitgefühl, keine Furcht, keine Trauer spüren, keine Spur mehr von der inneren Verzweiflung und vor allem keine Schmerzen mehr. Alles ist so wunderbar sicher und frei. Schwereloses Treiben – wenn nun noch Stille herrschen würde …..geistig bin ich hellwach und völlig konzentriert auf das was das innere Auge für ein buntes Schauspiel bereithält. Das Gefühl des grenzenlosen Wohlbehagens steigert sich zu einem überwältigten Glücksgefühl, zu einem Freudenrausch. Am Ende des Tunnels winkt ein helles warmes Licht und ich fühle mich wohl in dem Sog der mich dorthin zieht. In dem Moment des Eintauchens in das helle neue warme Leben denkt man alle Rätsel dieser Welt lösen zu können, jeden Feind zu besiegen und alle Probleme entschlüsseln zu können. Dieser Zustand währt allerdings nur so lange, dis der Zahnarzt anfängt Haut aus meinem Gaumen zu schaben um sie zu transplantieren. Ein rasanter Sturzflug durch einen wolkenlosen Himmel beginnt – direkt auf eine Leinwand zu auf der gerade mein Lebensfilm vorgeführt wird. Eine wirre Zusammensetzung von Menschen und Orten die niemand – auch ich nicht – sehen will. Mit sehr viel Glück kann ich noch ein Ticket nachlösen in Form von Naschschlag in die Venen. Und dann geht es genauso schnell wieder da hin wo es so schön war. Lasst mich weiterfliegen bis ich nicht mehr kann. Aber die Abstände zwischen steigen und fallen werden geringer und alles Wehren gegen das Ende des Traums hilft irgendwann nicht mehr und ich durchschlage die Leinwand meines Lebensfilms. Gesichter werden wieder scharfgestellt, der Nebel lichtet sich langsam und Geräusche bekommen wieder einen zuordenbaren Sinn. Langsam wacht auch jede Faser meines Körpers wieder auf und ich spüre mich wieder – leider. Und weil es so vorgesehen ist – leider gesetzmäßig – kommt dann der Schmerz, die Übelkeit und ganz zum Schluss auch kehren natürlich die Krämpfe wieder. Das nennt man dann wohl Strafe für den vorangegangenen Genuss, diesen Trip voll auskosten zu wollen. Es ist halt nichts umsonst.

Nun ist mein Gesicht schwollen wie ein Ballon, kochendheiß und dank dem Kortison schön leuchtend rot. Ein Photo diesem „Staduim 2“ erspare ich mir hier, da ich mich erstens schämen würde, 2tens mich kaum jemand erkennen würde und ich auch gerne das eine oder andere Geheimnis für mich behalten würde.

Und dann noch ein Tip für die moderne Hausfrau : Blutlachen von abgeplatzten Zugangsstöpseln und aus Algen – und andere leckere Tabletten lassen sich vorzüglich mit Gallseife im Kochschleuderprogramm entfernen. Also kein Grund zur Panik.

nun quäle ich mich fiebernd und schüttelfrostig durch den Tag, fühle mich ziemlich elend und das nicht nur weil ja erst gestern die OP war, sondern weil mal wieder ein Krankenkassenbrief kam, der viel Arbeit macht, keine gute Ahnung hinterlässt und in mir ein Fegefeuer der Wut entfacht hat. Und das alles obwohl ich doch solche Schmerzen habe, die mich kaum einen klaren Gedanken fassen lassen. Als ob ich nicht im Moment genug am Hals hätte.

Ich will endlich schlafen um mich zu erholen......... und verdammt noch mal es funktioniert nicht....
so ein Scheiß

...pssssssssst - habe fertig

Donnerstag 2.35 Uhr immer noch nicht ganz klar im Kopf - aber wenigstens im eigenen Bett
und dank unzähliger Medis müde aber leider nicht wirklich ohne Schmerzen.........
wenn ich wieder klarer im Kopf bin, schreib ich n bissi mehr
bis später

Dienstag, 14. Juli 2009

in ziemlich geheimer Mission.....

gehe ich ja nun seit gestern trotzdem zum Arzt um mich – in Vorbereitung auf die OP morgen - mit Antibiotika voll pumpen zu lassen.
Und als wäre es so “gewollt“, vertrage ich es noch schlechter als die vorherigen Male.
Egal, da muss ich nun durch. .......das kommt wohl auch davon, das man was ganz doll Verbotenes macht.

Meine Hauptbeschäftigung bis morgen 14.00 Uhr wird wohl aus „Kotzvermeidung“ , Halbschlaf und Flüssigkeitsaufnahme bestehen. Nebenbei versuche ich mich mit Musik und immerhin schon 3 gelesenen Seiten eines Buches an dessen Titel ich mich nicht einmal mehr erinnere, abzulenken. Irgendwie stehe ich total neben mir und habe mich immer noch nicht beruhigt.

Mir scheint es so, als wolle man mich mit Macht zermürben, kleinkriegen und zum Abschluss geteert und gefedert durch die Stadt jagen. Das jetzt genau so zu akzeptieren, jetzt ruhig zu bleiben und gelassen zu sein, fällt mir verdammt schwer. Aber – ich habe keine andere Wahl und muss mein „Krankenkassenwohl“ komplett in andere Hände geben und wieder einmal ( darin habe ich ja schon Übung ....) warten – abwarten.

Schön ist jedoch die Aussicht, die nächsten Tage nur durch einen Schleier wahrzunehmen – und durch dieses Tatsache werden auch diese „Problemchen“ hoffentlich etwas in den Hintergrund geschoben. Der Tatsache, dass sie danach umso heftiger wieder in meinem Hirn einschlagen werden, bin ich mir bewusst – aber durch einen gesunden Verdrängungsmechanismus lässt es sich damit leben. Zum Glück !

Ich werde morgen auf jedenfall meine Kamera mit zum Zahnarzt nehmen, damit irgendjemand die OP für die Ewigkeit bzw. die Krankenkasse festhält. Hoffentlich wird’s schön blutig, damit den Sachbearbeitern ordentlich schlecht wird. Natürlich nehme ich auch den „Fant“ und diverse andere „glückbringende“ Utensilien mit, in der vagen Hoffnung, sie mögen helfen. Nur „Uschi“ bleibt zu Hause, da sie nachweislich als Glückssau nicht so recht taugt, vielleicht ist sie einfach zu fett und dadurch zu träge.
bis bald...............

Samstag, 11. Juli 2009

Runterkommen........

viele unausgesprochene Flüche, Wutausbrüche, Schimpfwörter und ungeweinte Tränen später – sehe ich sehr viel klarer.


Nichts ist dadurch an der Tatsache besser geworden – aber mein Plan steht auf einigermaßen stabilen Füßen.

Ich werde die OP am Mittwoch durchziehen. Nach langen guten Gesprächen mit meinem Hausarzt und meiner „Umweltärztin“ bin ich zu dem Entschluss gekommen – ich bin einfach mal egoistisch ( vielleicht das Erste und auch letzte Mal in meinem Leben ) und ziehe das jetzt durch. Mein Hausarzt, um den es ja vorwiegend in dem Ablehnungsanschreiben geht (…. ab Eingang dieses Schreibens erkennen wir die Behandlung bei Dr. XXX nicht mehr an und können keine Leistungen mehr zur Verfügung stellen…. ), begleitet trotzdem die Narkose und ist sich der Gefahr bewusst, das er seine Rechnungen erst einmal nicht erstattet bekommt. Das hat mich sehr gefreut und ich vertraue da mal auf sein Wort.

Als nächsten Schritt werde ich wohl einen Anwalt konsultieren und zum 2593ten Mal meine ganze Kranken-Odyssee runterbeten müssen. Andi ist zusätzlich der Meinung man solle das ganze mal richtig schön an die große Glocke hängen – aber mit fehlen im Moment Kraft und Nerven für Fernsehauftritte im großen Stil.

Am 10. August werde ich zu einem Spezialisten nach Wien fliegen um mir dort ein Gutachten schreiben zu lassen. Die Frage ist allerdings ob ein Österreicher ein Gutachten erstellen kann und das dann auch noch vor der deutschen Gerichtsbarkeit anerkannt wird.

Über das was da noch alles auf mich zukommt, wage ich nicht zu sinnieren. Es wird auf jedenfall viel zu viel und meinem Gesundwerden nicht förderlich - wo doch eins meiner besten „Medikamente“ Stressvermeidung heißt. Mir geht es nicht wirklich gut mit dem ganzen unsinnigen Gepäck im Rucksack und am liebsten würde ich weglaufen. Als ob man nicht schon genug bestraft wäre mit permanenten Schmerzen, juckender Quaddelhaut, gefühllosen Beinen, Übelkeit und Asthma. Und das seit über 1 ½ Jahren. Ich finde es reicht jetzt mal.

Ich bin sehr sehr dankbar, das es Menschen in meinem Umfeld gibt, die 100 %ig zu mir stehen, mich versuchen zu stützen und unterstützen und mir Mut zusprechen. Das alleine gibt mir im Moment die Kraft die ich brauche um diesen Film bis zum Ende durchzustehen. Und die Menschen, die meinen, durch unpassende Randbemerkungen, Ignoranz oder Egoismus, mein Leben noch mehr zu zerstören, werden noch spüren, was das für Konsequenzen haben wird.

So, nun werde ich mir einen „Plan“ basteln der es mir erleichtert mich bis Mittwoch 14 Uhr so runterzubringen, dass ich die OP gut überstehe. Leider fehlt es mir da an klaren Gedanken, weil sich der blöde Gruselfilm immer wieder in den Vordergrund schiebt. Also suche ich mal nach Ablenkung. Vielleicht sollte ich angeln gehen oder mich betrinken oder mich beim angeln betrinken.




Und was ich noch sagen wollte : Andi, ich bin froh dass Du „bei mir“ bist !

Freitag, 10. Juli 2009

nun ist es amtlich......

ich bilde mir alles nur ein und bin gesund !
Gehe also ab Montag wieder arbeiten und freu mich meines Lebens……

Wieviel kann ein Mensch noch aushalten ohne komplett zu resignieren, aufzugeben und sich vom Hochhaus zu stürzen ??????

Meine Krankenkasse lehnt alle weiteren Zahlungen bzw. Behandlungen ab. Und die schon gestellten Rechnungen von meinen Ärzten werden gekürzt, gestrichen oder ignoriert.
Also nix Mittwoch OP und ich habe ab jetzt frei.
Komisch ist, das bei dieser Aussicht so gar keine Freude aufkommt. Andi fragte mich am Telefon, ob ich mich jetzt zum sterben bereitmachen soll…… hmmmmmmm darauf habe ich keine Antwort.
Vielleicht sollte ich einfach abwarten was so ohne Ärzte und ohne Infusionen passiert……..
In mir eine unsagbare Leere – die sich gefährlich anfühlt.
Ich muß mich erstmal sammeln und überlegen wie es nun weitergehen kann………
Und es bestätigt mal wieder : wenns einem grad ein bischen besser geht kommts ganz dicke hinterher……..na toll

( hab im moment so garkeine Lust auf smileys)

Mittwoch, 1. Juli 2009

Halbzeit.........

wunderbar – nun ist die erste Hälfte vom Jahr schon rum – und ich bin mir grade wirklich nicht sicher, ob ich die ganze Zeit dabei war.

Bin ich weitergekommen mit mir, meinen Gebrechen, meiner Planung, meiner "Heilung" ?

Irgendwie beschleicht mich das Gefühl – etwas verpasst zu haben , denn nach wie vor geht irgendwie nichts so richtig voran. Letztes Jahr um diese Zeit dachte ich noch darüber nach, dass ja in einem Jahr alles viel viel besser sein muß. Nun ist „in einem Jahr“ und ich muß feststellen :

ja, es hat sich einiges verändert. Nur ob es so besser ist, wage ich zu bezweifeln.

Ich bin dünnhäutiger geworden ( ob das vom vielen kratzen kommt ? ),

ich verliere mehr und mehr die Geduld geduldig zu sein,

ich habe seltsame Routine bekommen bei Asthmaanfällen, zugeschwollenen Atemwegen und Kreislaufentgleisungen,

ich kann mittlerweile kortisonverursachten Fressattacken widerstehen,

ich leide zunehmend unter „Genußmittelentzug“ – wobei mittlerweile schon ein kleines gegrilltes Nürnberger Würstchen zu „Genussmitteln“ zählt ( vor 3 Jahre hätte es mich beim bloßen Anblick dieses herzallerliebsten Würstchens geschüttelt),

ich bin so unsagbar Medikamenten- und Arztmüde geworden ,

ich verfalle von Zeit zu Zeit in eine Gleichgültigkeit, die mir gar nicht steht – gegen die ich mich aber nicht mehr wehren kann oder will,

aber es gibt durchaus auch positive Veränderungen die nicht unerwähnt bleiben dürfen.
ich kann „Nichtstun“ mittlerweile länger als 5 Minuten für mich akzeptieren und auch tatsächlich manchmal genießen,

ich kann immer noch lachen ( über mich – und durchaus auch über andere – Andi mit Schnarchschlaftestfünfzigtausendeurogerät),

schlaflose Nächte „nutze“ ich mehr oder weniger gewinnbringend ( mit online Poker ),

ich bin nicht mehr so genervt morgens aufzustehen und zu merken es ist nix besser geworden, d.h. meine Erwartungshaltung an eine Spontanheilung ist deutlich gesunken – dagegen ist meine Erwartungshaltung an eine langsame Heilung deutlich gestiegen ( ob das nun besser ist ?),

durch meine ständigen Gelenk- und Muskelschmerzen abgelenkt, bemerke ich die permanenten Kopfschmerzen kaum noch,

ich kann mich mittlerweile auf Zahn OP´s freuen ( immer mit der Hoffnung verbunden es sei nun die letzte und alles wird gut )…….

Also, im Endeffekt ist es ja doch weitergegangen, vielleicht bin ich nur einfach irgendwo falsch abgebogen……

Heute ist noch mal Handwerkertag. Die Außenfassade muß noch gestrichen werden, die Abdichtungen an der Duschwanne werden aufgepimpt und schon in Vorbereitung auf einen harten, kalten Winter wird dir Heizung gewartet. Viel netter Besuch, viel Lärm und einige Flaschen Wasser für die ausgetrockneten Herren. Schneller arbeiten sie dadurch aber auch nicht. Es ist aber auch viel warm hier in Hamburg. Nun stöhnen alle gleich wieder – wenns dann aber wieder regnet und kalt wird ist es dann auch nicht recht………mh……seltsame Menschen……naja, mir ist es egal – ich genieße die Sonne, warm ist mir eh durch viel Kortison und angeblich sollen ja Sonnenstrahlen sehr glücklich machen.
Ich häng jetzt mal die Füße in den Teich......

ist das peinlich genung Jutta ?????