Langsam werde ich grantig und unleidlich. Meine Katastrophensituation hat sich keinen Deut gebessert. Im Gegenteil, je länger ich darüber nachdenke umso schwieriger und schmerzvoller wird sie. Spätestens jetzt weiß ich klar zwischen Gelenkschmerzen und seelischen Schmerzen zu unterscheiden. So deutlich hätte ich das aber nun auch nicht gebraucht. Meine Tante stirbt, und ich bin unendlich leer. Muss denn diese Prüfung so unendlich schwer sein ?
Langsam bekomme ich einen Klinikkoller und will raus hier….dann aber auch wieder nicht…. Muss hier raus, denn hier von der Klinik kann ich nicht agieren, handeln oder planen. Auf der anderen Seite bin ich hier sicher und geborgen. Aber so geht es auch nicht, es lähmt mich, nichts tun zu können…ich will hier weg. Die dunkle Jahreszeit mit den um 16 Uhr stockdunklen Nachmittagen lähmt mich noch mehr. Der dritte komplette Patientenwechsel auf der Station macht mich irre, ich mag mich gar nicht mehr auf neue Menschen einlassen. Irgendwie geht es nicht mehr mit aber auch noch nicht ohne. Mir wird nun vorgeschlagen, ein neues Medikament nicht in Kiel sondern in einem Hamburger Krankenhaus einzuschleichen. Mir soll es nur recht sein, endlich rührt sich etwas. Viele viele echt gute, aber auch schmerzhafte Gespräche mit meiner Therapeutin haben mich zurechtgerückt – ein bisschen und mir viele viele Ansätze mit auf den Weg gegeben. Nur leider sehe ich da so gar keinen Weg – noch nicht. In einer „Schmerzgruppe“ flippe ich plötzlich komplett aus, verlasse den Ort des Geschehens und schmeiße meinen Ordner völlig unkontrolliert gegen eine Wand um dann völlig durchgeknallt und aggro fast noch eine Tür einzutreten. Herr im Himmel, nun drehe ich komplett durch.
Impulsdurchbrüche.
Ich lerne Skill´s und finde es ziemlich albern – aber sehr sehr hilfreich und eine schon vor unzähligen Jahren gestellte Diagnose taucht plötzlich wieder auf.
Endlich wird von Entlassungsterminen geredet. Bin erleichtert – weil es geht nicht mehr, kann mich hier nicht mehr Wohlfühlen und es wiederholt sich alles zum xten Mal. Schmerztherapie bis zum erbrechen ist auch kontraproduktiv. Einzig und alleine die Einzeltherapien bringen mich noch ein bisschen weiter und das eine oder andere Mal zum lachen. Bin so lebensmüde – im wahrsten Sinne des Wortes und weiß dennoch ganz genau – ich habe noch so viel vor, habe Bock auf das was da noch kommt und bin neugierig.
Sitze gut 1 Woche auf meinen gepackten Sachen und warte auf ein Bett im neuen Krankenhaus…. Es vergeht Tag um Tag und irgendwie eiern alle rum….. später klärt sich das auf, es gab einen Noro Virus im Angedachten Krankenhaus. Warum sagt man mir das nicht einfach ? Dann eben alternatives Krankenhaus, direkt vor meiner Wohnungstür. Mir ist mittlerweile alles recht. Will keine Schmerzen mehr, will hier weg und will, dass alles schnell – ganz schnell ganz doll wieder gut wird. Habe keine Lust mehr auf spedierende Medikamente und bin letztendlich froh, am 24. November die Klinik im Taxi verlassen zu können um ins nächste Krankenhaus verlegt zu werden. ( es sind tatsächlich aus ursprünglich mal 3 Wochen nun 3 Monate geworden… ich glaube es selber kaum…)