sollte man nie so vermessen sein und denken, man hätte alles unter Kontrolle.
Gestern war so ein Tag . Morgens, als ich aufstand, strahlte mir die Sonne ins Gesicht und es versprach ein guter Tag zu werden. Alles schien gut zu werden - ich war halt nur müde ( wie immer ).
Nach der alltäglichen Infusion ging ich – wie jeden Morgen – in den naheliegenden Supermarkt meines Vertrauens um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Dort traf ich Menschen, denen ich lieber aus dem Weg gegangen wäre, beantwortete brav alle Fragen zu meinem Gesundheitszustand mit : ach, geht schon – alles wird gut und stellte blöderweise die obligatorischen Gegenfragen, um mir dann völlig banale Dinge anzuhören : Angst vor der Schweinegrippe, verlorene Scheckkarten, Kinderkacke, zerrüttete Ehen, und weißt Du schon das sich Blablablabla getrennt haben. Ich hätte an Ort und Stelle auf den Boden kotzen können
Immer noch müde ( vielleicht sogar viel viel müder von dem Gelaber) fuhr ich dann nach Hause um dort die Post vorzufinden.
Ansich ja auch ein völlig alltägliches Ereignis –
Die Kasse teilt mir – mal wieder – mit, dass von eingereichten Rechnungen von ca. 4.000.-- € immerhin 159,65 € auf mein Konto erstattet werden. Als ob ich mehr erwartet hätte !
Nun ist meine Müdigkeit aufeinmal wie weggeblasen und ich habe das erste Mal seit der OP das Gefühl, einen halbwegs klaren Kopf zu haben. Irgendwie scheine ich erst jetzt das Ausmaß der ganzen Geschichte zu realisieren.
ICH WERDE VERARSCHT ! …..
und das fühlt sich gar nicht gut an und ich beschloß, unter völligem Kontrollverlust leidend, einen Brief zurückzuschreiben
Liebe Krankenkasse,
danke für den Brief, den ich heute erhielt. Endlich passiert einmal etwas in meinem im Moment doch recht trostlosen Leben. Ich verstehe natürlich Ihre Beweggründe. Ich weiß, alle müssen sparen und gut haushalten um zu überleben. Und ich verstehe auch, dass Sie mit meinen monatlichen Beiträgen nicht überleben können. Nochdazu habe ich auch vollstes Verständnis, das es am einfachsten ist, bei den ganz Schwachen anzufangen zu streichen – bei den chronisch Kranken. Die kosten ja nur und halten eventuell ja auch still, wenn sie so höfliche Briefe bekommen. Aber entweder bin ich noch nicht krank genug – oder ich bin noch nicht so schwach, dass ich mich nicht mehr wehren kann.
Was denken Sie sich eigentlich dabei, mir solche Briefe zu schreiben ?
Seit 23 Jahren bin ich bei Ihnen versichert und habe bis auf ein paar Kleinigkeiten, Ihre werten Dienste nie in Anspruch genommen. Ich habe kommentarlos jede Beitragserhöhung akzeptiert, habe meine Beiträge immer pünktlich gezahlt, habe niemals einen Ihrer Vertreter gebraucht und niemals angerufen um die Zeit Ihrer Mitarbeiter zu stehlen. Alles in allem war ich wohl eine nahezu perfekte Kundin. Und nun wage ich es krank zu werden – ungezogen
Was glauben Sie denn, was ich für ein Spielchen mit Ihnen treibe ?
Natürlich gehe ich jeden Tag gerne zum Arzt um mir diverse Medikamente in die Venen pumpen zu lassen. Ich finde es auch spaßig, relativ regelmäßig mit allergischen Reaktionen völlig atemlos und kurz vor dem Ersticken in ein Krankenhaus gefahren zu werden, dort um Medikamente, Infusionen und Sauerstoff zu betteln um noch nicht dahin zu gehen wo Sie mich bestimmt jetzt gerne hätten. Mein neustes Hobby sind Kiefer OP´s in Schlafnarkose. Das ist echt ein feiner Zeitvertreib, zumal es mir mindestens 14 Tage danach noch so schlecht geht – das ich am liebsten aufgeben würde. Die Antibiotika Infusionen die zu den OP´s dazugehören sind besonders abenteuerlich, weil sie den Magen schön reizen
Ihren Ratschlag, mich in kompetente Hände zu begeben werde ich überdenken. Bin allerdings noch am rätseln, wie ich meinen jetzigen Ärzten beibringe, dass diese anscheinend völlig inkompetent und habgierig sind. Wahrscheinlich haben die ihre Zulassung auf dem Jahrmarkt geschossen oder irgendwo in Osteuropa unter abenteurlichen Bedingungen ergaunert. Schade, denn irgendwie habe ich mich gut behandelt, gut betreut und verstanden gefühlt.
Aber Menschlichkeit ist ja heutzutage wohl nicht mehr gefragt. Also denke ich über Ihren Ratschlag nach, wobei ich irgendwie keinen Sinn darin sehe, mich wochenlang stationär in ein Krankenhaus zu begeben. Das kostet doch soviel, und dann werden Sie wieder ungehalten und traurig. Und dann werden all die schicken Untersuchungen noch einmal gemacht – und wieder in Rechnung gestellt. Was für ein kompletter Schwachsinn.
Immer wieder denke ich, es wäre wohl für Sie – als meine Krankenkasse – am besten, ich würde schnell und möglichst kostenlos versterben. Das wäre doch ein feiner Plan. Vielleicht haben Sie ja ein Merkblatt
Irgendwie haben Sie ja Recht, mein Leben ist ja gar nicht so schlimm. Ich sitze hier ohne Einkommen, habe ca. 26.000 € Aussenstände bei div. Ärzten, normale laufende Kosten und kaum Aussicht jemals wieder auf die Beine zu kommen – weil – ich darf ja nicht mehr zu meinen Ärzten. Und wer weiß, wenn ich einen „neuen“ „kompetenten“ Arzt aufsuche – ob Sie dann hinterher die Rechnung begleichen ? Oder sollte ich mich vielleicht gleich zu Ihrem „Vertrauensarzt“ in Behandlung begeben, Den habe ich ja noch in so guter Erinnerung. Ich warte ab, was Sie mir weiterhin empfehlen. Das hält wenigstens die Spannung aufrecht.
Ich werde morgen ( heute habe ich leider keine Kraft mehr dafür) mal in mich reinhören, ob ich mir das alles eventuell nur einbilde – und eventuell gar nicht krank bin. Ich halte Sie gerne auf dem Laufenden.
Vielen Dank für Ihre Gedankenanstöße, Ihre ehrlichen klaren Anweisungen, ihre durchweg positiven Worte und das Mutnehmen………
Ihre Sabine Bl.